Man kann es als Alterserscheinung bezeichnen, dass bei mir um die Jahrtausendwende auf einmal der Wunsch aufkam, mehr über meine Wurzeln zu erfahren.
Die Initialzündung dazu war der Ausbruch einer genetisch bedingten Erkrankung der Netzhaut welche mich auch zur Aufgabe meiner Berufstätigkeit zwang. Natürlich interessierte es mich, aus welcher meiner Ahnenlinien dieser „Käfer“ den Weg zu mir gefunden hatte. Wohl konnte ich mich aus meiner frühen Kindheit noch daran erinnern, dass unter den Verwandten[1] meiner Mutter einige Onkel, Tanten, Cousins und Cousinen waren, welche z. T. stark sehbehindert oder gar blind waren. Namen hatten die jeweiligen Krankheiten keine, dann und wann hörte ich den Namen Nachtschattenkrankheit. Was das war, wusste damals niemand so recht. Heute kenne ich den Namen: Retinitis Pigmentosa und auch die daran erkrankten Personen aus der Familie meiner Mutter.
Nachdem diese Frage beantwortet war und mir das Recherchieren nach meinen Vorfahren zunehmend mehr Spass zu machen begann, machte ich mich auf die Suche nach den Schättin, den Vorfahren meines Vaters. Natürlich kannte ich das familiäre Umfeld meines Vaters zurück bis zu den Grosseltern Einige wenige Dokumente und Fotos aus dem Nachlass meines Vaters waren alles was ich an Informationen hatte. Mein Vater verstarb bereits 1976, und auch seine Geschwister waren zu Beginn meiner Forschungstätigkeit bereits verstorben. Seit 1994 bin ich Ältester und damit Anführer unseres Clans, kann also niemanden mehr fragen und bin daher auf fremde Quellen angewiesen. Eine dieser leicht zugänglichen Quellen war das Zivilstandsamt meiner Heimatgemeinde Innerthal, über welche ich mein Stammblatt erhielt. Dieses enthält all meine Vorfahren und deren Nachkommen von heute zurück bis zu meinem Urgrossvater mit Geburtsjahr 1841. Und nun, wie weiter?
Schon zu diesem Zeitpunkt war ich in Kontakt mit einigen Familienforschern, welche ebenfalls im Bezirk March nach andern Geschlechtern forschten. Durch sie wurde ich auf die im Staatsarchiv Schwyz zugänglichen Quellen aufmerksam. Dies sind vor allem die auf Mikrofilm erfassten Kirchenbücher und Register des Kantons Schwyz, also auch der March mit ihren 9 Kirchgemeinden. Positiv überrascht war ich von der Hilfsbereitschaft und Dienstfertigkeit der Angestellten im Staatsarchiv, welchen ich an dieser Stelle meinen herzlichen Dank ausspreche. Insbesondere der damalige Staatsarchivar und heutige Regierungsrat Herr Kaspar Michel und der damalige Archivar Herr Peter Inderbitzin haben mir manchen Stolperstein auf dem für mich damals noch unbekannten Terrain aus dem Weg geräumt. Anfänglich hatte ich zwar noch einige Mühe mit dem Entziffern der z.T. bis ins 16. Jhdt. zurückreichenden Einträge in den Kirchenbüchern und dem dabei verwendeten Kirchenlatein. So musste ich mich erst mal in dieses für mich neue ABC einarbeiten um die Einträge überhaupt entziffern zu können. Erschwerend kam hinzu, dass Kirchenbucheinträge in der Regel eher mit stumpfen als mit spitzen Federn und meistens auch nicht in Reinschrift geschrieben sind. Ich möchte mich zwar nicht als solchen bezeichnen, aber auch hier gilt: Übung macht den Meister. Auf alle Fälle schaffte ich es in relativ kurzer Zeit, meine Vaterlinie bis ca. 1600 zu rekonstruieren. Mein Ziel wäre damit eigentlich erreicht gewesen und ich hätte die Genealogie an den Nagel hängen können!
Mittlerweile hatte mich aber dieser Virus Familienforschung schon voll gepackt und es wäre undenkbar für mich gewesen, damit aufzuhören. So setzte ich mir das Ziel, alle verfügbaren Quellen zu sichten und die Schätti/Schättin in der ganzen March und darüber hinaus vollständig zu erschliessen. Das heisst, alle Quellen akribisch zu durchsuchen und alle gefundenen Personen in einer Datei zu erfassen und miteinander zu verknüpfen.
Was ich damals nicht wusste, war, dass bereits eine ziemlich umfassende Schätti-Chronik existierte, welche um 1930-40 vom damals in der March bekannten Lokalhistoriker Karl Schätti-Dobler, Bäckerei in Siebnen erstellt wurde. Nun hatte ich also mühsam, mit vielen Gängen ins Staatsarchiv verbunden, all die Schätti zusammengetragen ohne zu wissen, dass ein Namensvetter praktisch dieselbe Arbeit bereits vor mir getan hatte! Ich durfte dann den Sohn dieses Chronisten, Herr Dr. Karl Schätti, übrigens Historiker, kennen lernen und dieses Archiv bestehend aus Korrespondenzen, Urkunden und Fotos sichten und teilweise kopieren um sie in die vorliegende Arbeit einfliessen zu lassen. Ich möchte an dieser Stelle Herr Dr. Karl Schätti posthum – er ist leider am 29. September 2010 verstorben – noch einmal meinen herzlichen Dank dafür aussprechen!
Pfäffikon, 29. Dezember 2013
Kilian Schättin
[1] Geschlecht der Knecht von Muolen SG
[2] ca. 700 Seiten Din-A4